Sleepy Hollow | Ragnarok (3×18)

„We are eternal souls, Crane.“ In einem Finale, zu dem einen eigentlich nur noch WTF! einfällt, stellen sich Abbie und Ichabod dem Hidden One. Und der größten Veränderung in der Geschichte der Serie. Ich warne diesmal ganz ausdrücklich vor Spoilern!

Um Pandoras Box wiederherzustellen, ist die Seele eines „Witness“ nötig. Was genau das bedeutet, erfahren Abbie und Ichabod jedoch erst, als sie aus den Katakomben zurückgekehrt sind und sich dem finalen Kampf gegen den Hidden One stellen. Abbie opfert sich für das höhere Ziel, und es bleibt an Ichabod und Jenny, Pandora zu besiegen, die nun die Stelle des Hidden One eingenommen hat. Vor allem aber erfahren sie, dass die Seelen der „Witnesses“ unsterblich sind, Abbie Mills also tot sein mag, ihre Seele aber wiederkehren wird.

Oh. Mein. Gott. Und ich meine das im schlechtmöglichsten Sinne. Ich hatte ja schon so meine Bedenken, als sie die Box innerhalb von fünf Minuten wiederhergestellt hatten (was ganz ehrlich dann auch noch in die vorherigen Folge gepasst hätte) und der Hidden One nach einer weiteren Viertelstunde besiegt war. Aber das? Ein schlecht erzähltes Finale (am Ende womöglich sogar für die gesamte Serie), das Abbie zum Steigbügelhalter für Ichabod degradiert, das ist so ziemlich das Undankbarste, was ich seit langem im Fernsehen erlebt habe.

Und bevor jetzt gleich die Protestwelle losgeht: Ja, ich habe es gelesen, Nicole Beharie selbst wollte gehen. Offenbar war das ein Thema, dass die Produzenten schon seit Beginn der Staffel umtrieb, und man kann nur vermuten, was Beharies Gründe waren. (Andererseits, nach dieser Folge kann ich es mir auch denken.) Es war sogar geplant, Abbie schon zum Midseason-Finale rauszuschreiben, bevor man entschied, sie doch bis zum Schluss zu behalten. Das Problem ist in meinen Augen auch nicht das Warum, sondern das Wie. „Sleepy Hollow“ war immer die Geschichte von Ichabod und Abbie. Als gleichberechtigte Partner. Erstaunlicherweise ein Gedanke, der in dieser Staffel immer und immer betont wurde, bevor man nun im Finale plötzlich sagt, oh wartet, Abbies Rolle war nur, Ichabod auf diese Welt vorzubereiten, und da sie diese nun erfüllt hat: Cheerio! Die Idee, dass ihre Seele auf jemand anderen übergehen kann, mag angesichts der mythischen Grundprämisse der Serie auf den ersten Blick konsequent sein, macht sie tatsächlich aber einfach nur austauschbar.

Und ganz ehrlich, normalerweise würde ich mich freuen, wenn eine Serie es schafft, Hinweise einzustreuen, die sich erst nach geraumer Zeit zu einem sinnvollen Ganzen fügen. Wie in dem Fall Jack Walters, der so großes Interesse an Abbie gezeigt hat und sich plötzlich als Mitglied einer Organisation zur Bekämpfung des Bösen herausstellt. Gegründet von George Washington, nachdem die nunmehr echte Betsy Ross aus den Katakomben zurückgekehrt war und ihm vom Ichabod aus der Zukunft erzählte (obwohl er und Abbie wirklich alles getan haben, um diese Tatsache zu verschleiern). Das war tatsächlich sehr elegant erzählt, wäre aber um einiges effektiver gewesen, würde Abbie noch leben. Abgesehen davon kriege ich hier so einen Vibe wie damals bei „Buffy“ mit der Initiative, und wir wissen alle, wie böse das geendet hat.

Über den Plot der Folge brauche ich an dieser Stelle nicht viele Worte verlieren, das Finale war in der Hinsicht eine einzige Antiklimax. Der Hidden One war so gottgleich, dass er innerhalb weniger Minuten geschwächt und dann von Jenny erschossen werden konnte. Pandora, die nichts aus den Geschehnissen der letzten Folgen gelernt hat und sich selbst zur Göttin aufschwingt, war gelinde gesagt einfallslos. Und dann auch noch den Kopflosen Reiter wieder auszugraben, um unter Ichabods (!) Kommando für das Gute zu kämpfen, da fehlen mir ehrlich gesagt die Worte. Das alles war so dermaßen hingeschludert, als hätten sich die Autoren für dieses Finale mal eben zehn Minuten vor Feierabend zum Brainstormen getroffen.

„Or we risk damaging the timestream. I get it. I saw ‚Star Wars‘.“ – „‘Trek‘, not ‚Wars‘, but yes.“ Dass ausgerechnet Ichabod sich besser mit Science-Fiction auskennt als Abbie, passt irgendwie erstaunlich gut zu seinem Charakter. Das war ein kruder Gedanke von Pandora, dass sie ausgerechnet in einer Kirche Anhänger zu finden hofft. Der letzte Fist Bump, und Ichabod nutzt ihn lieber für einen Handkuss, wie treffend.

Ichabod fragt am Ende: „What is there for me in a world without you?“ Es ist die Frage, die vermutlich den Großteil der Fans nun beschäftigt. Ich für meinen Teil glaube, dass das Konzept von „Sleepy Hollow“ einmal zu oft neu erfunden wurde und nichts dafür spricht, dass es beim dritten Versuch besser funktionieren wird, insbesondere ohne Abbie. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieht es um die Zukunft der Serie schlecht aus, doch eine endgültige Entscheidung steht nach wie vor aus. Meine Entscheidung steht indes schon eine ganze Weile fest, denn egal, was kommt, dies war die letzte „Sleepy Hollow“-Review, die ich geschrieben habe.

2 von 5 Bananen-Seelen.

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