Star Trek: Deep Space Nine | The Emissary, Part 1+2 (1×01+02)

„That may be the most important thing to understand about humans. It is the unknown that defines our existence.“


Commander Sisko erhält das Kommando über die ziemlich heruntergekommene Raumstation Deep Space Nine – und findet dort die Aufgabe seines Lebens. Spoiler!

This government will be gone in a week, and so will you

Drei Jahre nach der Schlacht von Wolf 359, bei der Commander Benjamin Sisko seine Frau verloren hat, wird ihm das Kommando über die Raumstation Deep Space Nine im Orbit von Bajor übertragen. Ist er zunächst nicht glücklich darüber, lernt er kurz darauf die religiöse Führerin der Bajoraner, Kai Opaka, kennen, die ihm einen mysteriösen Orb der Propheten überlässt und erklärt, dass es sein Schicksal ist, den Tempel der Propheten zu finden. Die Analyse von Wissenschaftsoffizierin Dax führt sie zu einem stabilen Wurmloch, das von nicht-linearen Wesen konstruiert wurde.

Die unglamouröse Seite der Föderation

„Star Trek: Deep Space Nine“ wird immer einen wichtigen Platz in meinem Herzen einnehmen, das sollte ich vermutlich von Anfang an deutlich machen. Obwohl ich nicht zu jenen Fans gehöre, die alles glorifizieren, selbst wenn es offensichtlich schlecht ist, war dies die erste „Star Trek“-Serie, die ich wirklich geliebt habe. Ich bin mit „Star Trek: Next Generation“ und somit einer auf Hochglanz polierten Idee unserer Zukunft aufgewachsen, was zweifellos mein Weltbild geprägt hat, aber es war „Star Trek: Deep Space Nine“, dessen Ausstrahlung Anfang der Neunziger ziemlich genau mit dem Beginn meiner Pubertät zusammenfiel und in jener Zeit mit seiner düsteren Art viel eher mein Lebensgefühl traf.

Und das ist es auch, was die Serie so klar von anderen „Star Trek“-Produktionen unterscheidet – nicht nur optisch, sondern auch und vor allem in seiner Philosophie. Dies ist nicht das Flaggschiff der Föderation, das auf diplomatischer Mission unterwegs ist und dessen Crew in klimatisierten Botschaften Horsd’oeuvres serviert bekommt. Die Bajoraner sind ein von jahrzehntelanger Besatzung geformtes Volk, und die Raumstation ein Überbleibsel der cardassianischen Besatzer, die sichergestellt haben, dass bei ihrem Rückzug kein funktionierendes Relais da gelassen wurde. Picard erklärt Sisko zu Beginn, dass es seine Aufgabe ist, die Bajoraner fit für die Aufnahme in die Föderation zu machen. Und wenn der daraufhin sagt, dass sie vielleicht noch nicht dafür bereit sind, dann hat er damit vermutlich sogar recht.

„The provisional government and I don’t agree on a lot of things, which is probably why they’ve sent me to this God-forsaken place. I have been fighting for Bajoran independence since I was old enough to pick up a phaser. Finally, we drive out the Cardassians, and what do our new leaders do? They call up the Federation and invite them right in!“

Die Suche nach dem Sinn

Auch Benjamin Sisko ist nicht der typische „Star Trek“-Held, das wird bereits in den ersten Minuten des Pilotfilms klar, als er seine Frau Jennifer verliert und – wie wir später erfahren – nicht in der Lage ist, über diesen Verlust hinwegzukommen. Für sie gab es keine magische Lösung, kein Wunderheilmittel oder eine Wiederherstellung durch den Transporter, womit uns „Star Trek“ in der Vergangenheit so gerne versöhnt hat. Nein, dieser Mann ist in seiner Trauer gefangen, und in seiner Wut darüber, dass er seinen Sohn allein aufziehen muss.

Es ist erzählerisch eine interessante Entscheidung, das mit einer religiösen Sinnsuche zu kombinieren, die es ihm am Ende erlaubt, einen Schlussstrich zu ziehen. Auch das ist aber ein neuer Ansatz im „Star Trek“-Universum, das sich in der Vergangenheit vor allem durch den vollständigen Mangel an Religion auszeichnete. Wenn überhaupt je Glaube thematisiert wurde, dann stets als Merkmal rückständiger Kulturen – und genau diese Konnotation ist es auch, die sich einem hier als Zuschauer in Bezug auf die Bajoraner aufdrängt. Es spielt keine Rolle, dass sich die Propheten als tatsächlich existierende Aliens erweisen, und das ist das eigentlich Faszinierende daran. Die Lösung lautet nicht, dass die Bajoraner dumm und rückwärtsgewandt sind, vielmehr wird Sisko Teil dieser religiösen Geschichte, als er zum Abgesandten der Wurmlochbewohner/Propheten wird. Die strikte Trennung zwischen Wissenschaft und Religion wird aufgehoben, und das ist etwas für „Star Trek“-Verhältnisse völlig Neues.

„I can’t unite my people until I know the Prophets have been warned. You will find the temple. Not for Bajor, not for the Federation, but for your own pagh. It is quite simply, Commander, the journey you have always been destined to take.“

Nicht die typische Mannschaft

Auch die Besatzung der Station ist bunter als es je eine Mannschaft auf der Enterprise war, denn die Föderation, und das wird mehrmals sehr deutlich gesagt, ist hier nur Gast. Sisko mag das Kommando über Deep Space Nine haben, aber er ist auf die Bajoraner angewiesen, auf seinen Ersten Offizier Major Kira Nerys ebenso wie auf den Sicherheitschef Odo, mit dem wir auch eine neue, völlig unbekannte Spezies an Bord haben. Und weil eine Station eben kein Raumschiff ist, sondern Durchgangshafen für viele Schiffe von den unterschiedlichsten Welten, gibt es auf Deep Space Nine auch eine Flaniermeile mit einem Etablissement, das eine Mischung aus Kasino und Bar zu sein scheint und einem zwielichtigen Ferengi namens Quark gehört.

The Note, Part 1+2

• Nach all den Jahren kriege ich beim Intro immer noch eine Gänsehaut. Ohne Zweifel die bis heute schönste Vorspannmusik einer „Star Trek“-Serie.
• Es ist ja das erste Mal, dass ich „Star Trek: Deep Space Nine“ im englischen Original schaue und ehrlich, ich frage mich, wieso die damals „orb“ mit „Drehkörper“ übersetzt haben.
• Die Vision von Dax, als sie ihren Symbionten erhalten hat, ist eigentlich einfach nur gruselig.

4 von 5 Bananen, die außerhalb der Zeit existieren.

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