Star Trek: Deep Space Nine | The Visitor (4×03)

„Well I’m no writer but if I were it seems to me I’d want to poke my head up every once in a while and take a look around to see what’s going on. It’s life, Jake.“

Sisko wird ins temporale Niemandsland katapultiert und muss mitansehen, wie sein Sohn sein ganzes Leben für die Suche nach ihm verschwendet. Spoiler!

We’re going to get a second chance

In ferner Zukunft: Der gealterte Jake Sisko erhält in einer stürmischen Nacht Besuch von der angehenden Schriftstellerin Melanie. Auf ihre Bitte hin erzählt er ihr, wie es kam, dass er nach nur einem Roman und einer Geschichtensammlung mit dem Schreiben aufhörte. Demnach verlor er im Alter von achtzehn Jahren seinen Vater durch einen Unfall beim Wurmloch. In der Folgezeit erhielt Jake in Abständen von mehreren Jahren immer wieder Besuch von ihm, da die temporale Signatur seines Vaters bei dem Unfall verschoben wurde. Mit Mitte vierzig beschließt Jake, eine Möglichkeit zu finden, seinen Vater zu retten.

Eine berührende Vater-Sohn-Geschichte

„The Visitor“ ist ein Fanliebling, doch ironischerweise dachte ich im Vorfeld dieses Rewatches, dass ich die Folge nicht mochte. Stellt sich raus, ich hatte sie mit einer anderen verwechselt („The Muse“), die uns in dieser Staffel leider auch noch bevorsteht. „The Visitor“ allerdings trifft genau die richtigen Noten und kann in puncto Vater-Sohn-Beziehung fast als Fortsetzung von „Explorers“ verstanden werden.

Sisko: „I’m proud of what you’ve accomplished.“
Jake: „None of it matters now that I know that you’re out there lost somewhere.“
Sisko: „Of course it matters. You have a wife, a career. And don’t think because I’m not around much, that I don’t want grandchildren!“

Was wäre wenn – doch mit einem brutalen Kniff

Das Spannende ist, dass die Geschichte den verhassten Reset-Button nicht etwa leugnet, sondern ganz offensiv thematisiert. Jake verbringt fast sein ganzes Leben damit, nach einer Methode zu suchen, wie er seinen Vater in der Gegenwart halten kann, woraus irgendwann fast automatisch die Suche nach einer zweiten Chance wird. Sisko selbst spricht ihn darauf an, dass er seine Zeit vergeudet, dass er sein Leben genießen soll, doch diesen Punkt hat Jake irgendwann überschritten. Indem er verhindert, dass der Unfall überhaupt passiert, rettet er nicht nur seinen Vater, sondern rechtfertigt rückwirkend auch, dass er sein eigenes Leben dafür geopfert hat.

Da die Folge ausschließlich aus Jakes Perspektive erzählt wird, bleibt es den Zuschauern selbst überlassen, sich die andere Seite zu denken. Siskos Seite. Es ist kaum vorstellbar, wie es sein muss, den eigenen Sohn quasi im Zeitraffer altern zu sehen. Schlimmer noch: zu sehen, wie unglücklich er ist. Aber es ist dennoch ein Leben, und selbst wenn Jake es so gering achtet, dass er es bereitwillig aufgibt, wird das Sisko sicher nicht so leicht fallen. Immerhin erinnert er sich im Gegensatz zu seinem Sohn an alles – und hat nun ein Leben zu betrauern, da so niemals existiert hat/existieren wird.

„This is my home. When my dad and I came here this place was just an abandoned shell. He turned it into something. Everywhere I look, it’s like I see a part of him. If I leave I won’t have anything left of him.“

Ein kurzer Blick in eine mögliche Zukunft

Aufgrund der sehr persönlichen Natur der Folge bekommen wir freilich nur bruchstückhaft zu sehen, wie diese mögliche Zukunft aussieht. Ein wichtiger Unterschied ist, dass es in dieser Variante wohl nie zum Krieg gegen das Dominion kam und stattdessen die Klingonen Deep Space Nine übernommen haben. Was fast nach einem Best-Case-Szenario klingt.

Nog ist derweil seinem Vorhaben treu geblieben und nicht nur zur Sternenflotte gegangen, sondern hat es sogar bis zum Captain gebracht. Sein Onkel Quark hat dafür die Bar schließlich aufgegeben und sich einen Mond gekauft. (Offenbar hat Morn die Bar daraufhin übernommen.) Auch Dax und Bashir sehen wir, erfahren aber nichts Konkretes über ihr weiteres Leben.

The visiting Notes

• In der Hinsicht sind die Autoren der Mythologie sehr treu geblieben: Nach dem Tod ihres Abgesandten glaubten die Bajoraner an ein Zeichen der Propheten und verließen die Station in Scharen.
• Auch irgendwie passend: Die Frau, die Jake schließlich heiratet, ist Bajoranerin.

4 von 5 temporal verwirrten Bananen.

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