Meine Top5 der Buchverfilmungen | Teil 1: Serien

„Books and movies are like apples and oranges. They both are fruit, but taste completely different.“ (Stephen King)
Eigentlich ist es müßig, das Thema Literaturverfilmungen überhaupt in Angriff zu nehmen. Zu viel wurde schon darüber geschrieben, zu subjektiv ist das alles. Doch als Gastbloggerin Helen letztes Jahr ihre Top5 der Spieleverfilmungen vorstellte, kam ich doch ins Grübeln. Und stellte fest: Bücher und vor allem Buchreihen sind längst zur Hauptquelle für Filme und Serien geworden.
Das hat einen interessanten Nebeneffekt, denn war man früher meist enttäuscht von der filmischen Umsetzung eines geliebten Buches, führen einen Verfilmungen heute oftmals erst an die Buchvorlage heran. Meine Bücherliste ist nicht zuletzt dadurch in den letzten Jahren so stark angewachsen – sei es mit der „Expanse“-Reihe, dem „Witcher“ oder „Shadow & Bone“.
Ist das Kino tot? Auffällig jedenfalls ist, dass Bücher heute vorwiegend als Serien verfilmt werden, vielleicht auch bedingt durch die Zunahme an mehrbändigen Buchreihen. Während ich meine Liste zusammenstellte, fiel mir jedenfalls schnell auf, dass die meisten Filme schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, während es sich bei neueren Produktionen vorrangig um Serien handelt. Am Ende entschied ich mich deshalb dafür, zwei getrennte Listen zu machen, von denen ich euch heute die erste vorstellen möchte.

Platz 5 | Leigh Bardugo „Legenden der Grisha“

Die Waise Alina Starkov wächst im Königreich Ravka auf und arbeitet als Kartographin, als sie ein Auftrag in die Schattenflur führt. Dieses dunkle Gebiet wird von den gefährlichen Volcra bevölkert, die nur von den Grisha in Schach gehalten werden können, einer Kaste von Menschen, die übernatürliche Kräfte besitzen. Beim Angriff offenbart auch Alina Grisha-Fähigkeiten, was sie an den Hof des Zaren führt. Der Anführer der Grisha, der Dunkle, übernimmt höchstpersönlich die Verantwortung für ihre Ausbildung
Im Grunde schummle ich hier ein wenig, denn ich habe bislang nur den ersten Band der Trilogie („Goldene Flammen“) gelesen, auf dem die erste Staffel der Netflix-Serie „Shadow & Bone“ beruht. Allerdings kann ich über dieses Beispiel einer wirklich guten Adaption auch nicht einfach hinweggehen. Einerseits hält man sich sehr eng an die Vorlage, andererseits wird auch die Krähen-Dilogie geschickt eingearbeitet, um die Perspektive zu erweitern. Das Urteil über Band 2 und 3, aus denen die zweite Staffel wurde, steht noch aus.

Platz 4 | Margaret Atwood „Der Report der Magd“

Margaret Atwoods Roman „Der Report der Magd“ gehört längst zu den Klassikern dystopischer Literatur. Er schildert die Unterdrückung der Frau im quasi-religiösen Staat Gilead – als Ehefrau mit immerhin minimalen Rechten, als Martha, die den Haushalt der Privilegierten führt, oder als Magd, die jeden Monat rituell vergewaltigt wird, um Kinder zu zeugen. Wenige Bücher in meinem Leben haben mich so betroffen gemacht wie dieses, haben mir so deutlich vor Augen geführt, wie fragil die Freiheit ist, die wir als so selbstverständlich betrachten.
Die Serie „The Handmaid’s Tale“ geht weit über die Buchvorlage hinaus. Nicht nur, weil die erste Staffel bereits den gesamten Roman abdeckt und alles danach (mit Atwoods Unterstützung) neu entwickelt, sondern auch, weil die Figuren deutlich an Tiefe gewinnen. Hier verfolgen wir nicht nur das Schicksal der Magd June, sondern vieler weiterer unterdrückter Frauen, die sich gegen das System auflehnen. Das wirklich Bedrückende aber ist, dass alles stärker an unsere Zeit angepasst wurde, wodurch das Geschehen viel unmittelbarer (und bedrohlicher) wirkt.

Platz 3 | Anne Rice „Gespräch mit einem Vampir“

Anne Rice war in den 1990ern so was wie die Schutzheilige aller melancholischen Teenager, kaum jemand kam an ihr und ihrem großen Werk „Gespräch mit einem Vampir“ vorbei. Das ist sicher auch der Verfilmung von Neil Jordan geschuldet, die mit Brad Pitt und Tom Cruise zwei der größten Stars jener Zeit auf der Leinwand vereinte. Erzählt wird die Geschichte des Plantagenbesitzers Louis de Pointe du Lac, der dem Reporter Daniel Malloy anvertraut, wie er von Lestat de Lioncourt zum Vampir gemacht wurde und seither unter dem Verlust seiner Menschlichkeit leidet.
Ich war immer ein Fan sowohl des Buches als auch des Films, doch nachdem ich die Serienadaption „Interview with the Vampire“ gesehen habe, ist offensichtlich, welch kolossale Fehlbesetzung Tom Cruise damals war. Sam Reid ist eine Offenbarung und schafft es, Lestat als wahrhaft unmenschlich zu porträtieren. Vor allem aber gelingt der Serie, die Geschichte stimmig zu modernisieren und endlich auch den Subtext des Buches auf den Bildschirm zu bringen. So dürfen Louis und Lestat hier ganz offen eine homosexuelle Beziehung führen, was viele der Kernthemen deutlich pointierter und relevanter macht.

Platz 2 | James Corey „The Expanse“

„The Expanse“ ist ein weiteres jener Beispiele, bei denen ich durch die Serie erst auf die Buchreihe aufmerksam wurde. Sie umfasst insgesamt neun Romane und eine Reihe von Novellen und Kurzgeschichten und wurde vom Autorenduo Daniel James Abraham und Ty Franck unter dem Pseudonym James Corey geschrieben. Ehrlicherweise habe ich bis dato nur die ersten vier Bände gelesen und dann ein bisschen das Interesse verloren. Tatsächlich ist „The Expanse“ aber auch ein sehr spezieller Fall, weil die Serienverfilmung einer ganz eigenen Dynamik folgt und dadurch fast eigenständig ist.
In beiden Fällen handelt die Geschichte von James Holden und seiner Crew auf dem Raumschiff Rocinante. Zur falschen Zeit am falschen Ort, stehen sie plötzlich zwischen den Supermächten Erde und Mars, als ein außerirdisches Protomolekül an wehrlosen Menschen getestet wird. Neben der Frage, was es damit auf sich hat, spielt Politik hier eine extrem wichtige Rolle. Die Serie führt Figuren und Ereignisse aus den Büchern dabei schon früher ein und gesteht ihnen teilweise auch deutlich mehr Raum zu. Für mich funktioniert das letzten Endes besser, weshalb ich die Serie bevorzuge.

Platz 1 | Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“

„The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ von Douglas Adams ist ohne jeden Zweifel ein Kultbuch, das nicht nur Fans der Science-Fiction mindestens einmal im Leben gelesen haben sollten. Der Brite Arthur Dent, der eben noch vor einem Bulldozer lag, weil sein Haus abgerissen werden soll, wird unversehens in ein galaktisches Abenteuer hineingezogen, als Aliens kurzerhand die ganze Erde vernichten. Zur Seite steht ihm dabei sein bester Freund Ford Prefect, der in Wirklichkeit von Beteigeuze 7 stammt und für den titelgebenden „Hitchhiker’s Guide“ schreibt.
Das alles ist wild, chaotisch und immer ein kleines bisschen absurd, egal, ob es um Babelfische geht, die man sich zwecks Übersetzung von Aliensprachen ins Ohr steckt, oder um Vogonen, die einen mit Poesie quälen. Dass das bei aller Liebe als Hochglanzverfilmung nicht funktionieren kann, hätte allen am Film von 2005 Beteiligten klar sein müssen. Deshalb ist die sechsteilige BBC-Serie aus dem Jahre 1981 vielleicht nicht das Beste, was je produziert wurde, aber zweifellos das Passendste. Von den Pappkulissen über die Gummi-Aliens bis hin zum offensichtlichen Pappmaché-Kopf von Zaphod Beeblebrox.