Star Trek: Deep Space Nine | Treachery, Faith and the Great River (7×06)

„The Great Material Continuum … it’s the force that binds the universe together.“

Odo setzt sein Leben aufs Spiel, um einem Weyoun-Klon zur Flucht zu verhelfen. Nog assistiert O’Brien bei der Ersatzteilbeschaffung. Spoiler!

Of course I’m paranoid, everyone’s trying to kill me!

Odo will sich mit einem totgeglaubten Informanten treffen, doch stattdessen steht ihm plötzlich Weyoun gegenüber. Der behauptet, dem Dominion den Rücken gekehrt zu haben, und bietet Odo wichtige Informationen im Tausch gegen Asyl an. Doch auf dem Rückflug nach Deep Space Nine werden sie angegriffen – auf Befehl von Weyoun. Es stellt sich heraus, dass der Flüchtling Klon Nr. 6 ist, der als „defekt“ angesehen wird und deshalb von Klon Nr. 7 ausgemerzt werden soll. Auf der Station hat Chief O’Brien derweil alle Hände voll zu tun und nimmt nur zu gern die Hilfe von Nog in Anspruch. Der verspricht ihm, ein wichtiges Ersatzteil aufzutreiben – auf die Ferengi-Art.

Bekannte Figuren in neuem Licht

„Treachery, Faith and the Great River“ ist eine wirklich ungewöhnliche Folge, und ich hatte völlig vergessen, wie gut sie ist. Wir erleben Weyoun von einer ganz anderen Seite und lernen dabei, dass auch Klone Individuen sind, die eigene Entscheidungen treffen. Und dank Nogs kreativen Tauschgeschäften erhalten die Ferengi eine liebenswerte neue Facette, die beweist, dass Geschichten über sie eben nicht immer albern sein müssen. Ein absolutes Highlight der Staffel.

Odo: „Has it ever occurred to you that the reason you believe the Founders are gods is because that’s what they want you to believe? That they built it into your genetic code?“
Weyoun 6: „Of course they did. That’s what gods do. After all, why be a god if there’s no one to worship you?“

Individualität ist nicht erwünscht

Ich erzähle euch nichts Neues, wenn ich sage, dass ich ein Riesenfan von Weyoun bin. Immer schon gewesen. Jeffrey Combs hat einer Figur, die gut auch ein Stereotyp hätte werden können, Charakter und vor allem Humor verliehen. Die wahre Tiefe allerdings wird erst jetzt offenbar, wo wir Weyoun 6 kennenlernen. Es war sein Vorgänger Weyoun 5, den wir die gesamte letzte Staffel über erlebt haben, und der die Kriegsstrategie des Dominion praktisch im Alleingang orchestriert hat. Auf seine Weise war er sicherlich eine einzigartige Persönlichkeit, vielleicht sogar ein bisschen zu einzigartig, wie sein mysteriöser Tod bei einem Transporterunfall nahelegt.

Denn das ist es, was uns diese Folge im Grunde erzählen will. Das Dominion ist nur aus einem einzigen Grund so erfolgreich: Es erlaubt keine Individualität. Es liegt nahe, die Gründe dafür im Wesen der Founder zu suchen, die sich selbst nur als ein großes Wesen sehen, nicht als viele verschiedene Individuen. Vorta werden geklont, Jem’Hadar gezüchtet, doch gemein ist ihnen allen, dass sie im Wesentlichen austauschbar sind. Ersetzbar. Selbst der engmaschige Prozess des Klonens kann Variation aber offenbar nicht verhindern, weshalb Weyoun 6 einfach aussortiert wird. Dass er sich als Individuum weigert, seiner Pflicht nachzukommen und Selbstmord zu begehen, offenbart dabei zugleich eine Lücke im System.

Loyal bis in den Tod

Auch das Thema Glaube wird im Zuge dessen noch einmal aufgegriffen. Denn obwohl sich Weyoun 6 gegen das Dominion stellt, ist es ihm wichtig, zu betonen, dass er in den Foundern weiterhin seine Götter sieht, denen er dienen muss. Dass er die Richtung ablehnt, die das Dominion im Namen der Founder eingeschlagen hat, heißt eben nicht, dass er die Founder selbst ablehnt. Wenn überhaupt, ist Odo für ihn sogar der Beweis, dass auch unter Göttern unterschiedliche Meinungen möglich sind.

„You see, there are millions upon millions of worlds in the universe, each one filled with too much of one thing and not enough of another. And the Great Continuum flows through them all like a mighty river, from have to want and back again. And if we navigate the Continuum with skill and grace, our ship will be filled with everything our hearts desire.“

Man muss nur die richtigen Leute kennen

Allen gegenteiligen Erfahrungen zum Trotz funktioniert es hier zudem erstaunlich gut, die Handlung mit einem Subplot zu kombinieren, der nicht das geringste damit zu tun hat. Vielleicht, weil die Idee von Glaube und Vertrauen auch beim „Great Material Continuum“ greift. Nog vertraut darauf, dass all die aufeinander aufbauenden Tauschgeschäfte nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, sondern am Ende jeder hat, was er will. Ehrlich, den logistischen Aufwand, der dahintersteckt, möchte ich mir gar nicht ausmalen.

Und das ist eben auch der Punkt, den ich weiter oben meinte. Statt die Ferengi immer nur als gierige Händler zu charakterisieren, beweist Nog, dass Verhandlungsgeschick auch heißt, Kontakte zu knüpfen. Und das auf eine so verbindliche Art und Weise, wie es ein O’Brien eben nicht kann. Ganz unter uns, ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Nog auch einen kleinen Spaß daraus gemacht hat, den Chief mit seinen unvorhersehbaren Tauschgeschäften ein bisschen ins Schwitzen zu bringen.

Notes, Faith and the Great River

• Es überrascht wohl niemanden, dass „Treachery, Faith and the Great River“ die Lieblingsfolge von Jeffrey Combs ist. Als jemand, der zahlreiche Figuren in „Star Trek“ spielen durfte, war es für ihn sicher ein besonderes Vergnügen, zwei zu verkörpern, die im Kern gleich, aber doch völlig verschieden sind.
• Die Sache mit Siskos Schreibtisch war einfach nur zum Schreien. „It’s the wrong shape. It’s the wrong height, the wrong width. Other than that it is perfect, the Captain will never suspect you switched desks on him.“

5 von 5 Bananen, die Hilfe, keinen Sarkasmus brauchen.

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