In einer unerwartet ruhigen Episode können unsere Helden ihre Wunden lecken und sich gleichzeitig mit zwischenmenschlichen Problemen auseinandersetzen. Und das ist tatsächlich spannender als es klingt. Spoilerwarnung!
Auf dem Weg nach Charleston haben die Widerstandskämpfer reichlich Zeit, sich mit ihren unausgesprochenen Sorgen und Problemen auseinanderzusetzen. Zudem gabeln sie unterwegs ein kleines Mädchen mit einer beschädigten Steuerung auf. Doch dann erreichen sie ihr Ziel und finden nichts als eine zerstörte Stadt vor. War Charleston also doch eine Lüge?
Wow, eine ungewohnt ruhige Episode! Das tut der Serie nicht schlecht, immerhin zeigt sich, dass es einiges zwischen den Protagonisten gibt, was thematisiert werden will, es kommt nur ein wenig überraschend an dieser Stelle. Andererseits stehen wir kurz vorm Finale, das war wohl die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Einziges Manko ist die Auswahl der Charaktere, die in den Mittelpunkt gestellt wurden, warum nicht mal mehr von zum Beispiel Anne zeigen?
Auch wenn es komisch erscheinen mag, möchte ich an dieser Stelle heute mal mit Lourdes beginnen. Sie ist so ein stiller Charakter, dass man immer versucht ist, ihre Geschichte nicht weiter zu beachten, dabei sagt ihre Stimmung einiges über den Gesamtzustand der Gruppe aus. Seit dem Tod von Jamil ist sie mutlos und verbittert, sie wirkt so verloren, und keinen scheint es recht zu kümmern, das ist das eigentlich Traurige. Ausgerechnet um sie kümmert sich niemand, während sie in der ersten Staffel für jeden da war und stets an ihrem Glauben festgehalten hat. Die Umarmung von Anne am Ende war ein Tropfen auf den heißen Stein, vermute ich, und ich glaube, was ihr im Augenblick am meisten fehlt, sind Eltern. Ich weiß nicht, wie alt sie sein soll, aber definitiv zu jung, um völlig auf sich allein gestellt zu sein. Sie braucht keine Freundin, sondern eine Mutter. Vielleicht auch einen Vater, ich wünschte, Tom würde das bemerken und einspringen.
Das kleine Mädchen war freilich eine mehr oder weniger sinnlose Nebenhandlung, gab Matt aber die Möglichkeit, sich mit dem erneuten Verlust von Ben auseinanderzusetzen. Er ist im Gegensatz zu den Erwachsenen sehr aufgeschlossen, und das Mädchen war wirklich schon sehr weit in der Metamorphose! (Mir wurde zudem gesagt, dass wir sie schon mal in der ersten Staffel gesehen haben, wo sie noch nicht so schlimm aussah.) Tom wirft in dem Zusammenhang eine sehr interessante Frage auf: Was machen sie mit diesen Kindern, sollten sie die Besatzer jemals besiegen? Sie können die Steuerung entfernen, das ja, aber wir haben bereits an Ben und Rick gesehen, dass diese Kinder nie wieder normale Menschen werden. Sie werden immer irgendwie anders sein, und die große Frage ist, kann die Gesellschaft damit umgehen? Man kann auch anders fragen: Muss sie lernen, damit umzugehen, da sie so wenige sind, dass sie jeden Menschen brauchen werden? Und wie werden diese Kinder damit leben, Kriegsopfer zu sein, auf ewig beschädigt?
Death Notes. Erstaunlicherweise wirkte es weder pathetisch noch kindisch, dass Matt sein Testament schreibt, doch Tom macht das ungeheuer betroffen. Maggie war im Gefängnis und hat dort einen Sohn zur Welt gebracht, oh Mann, ich hätte auch ohne diese Enthüllung leben können. Lustig, wie sich das Mädchen am Ende ohne Probleme von den Ketten losreißt, die sie in Schach halten sollten. Dass Tom mit den Tränen kämpft, als sie glauben, dass Charleston nur eine Lüge war, das fand ich tatsächlich herzerweichend. Nach all dem ist er eben doch nur ein Mensch. Ach, und Erdbeeren!
5 von 5 melancholischen Bananen.