Sleepy Hollow | The Lesser Key of Solomon (1×04)

Bücher sind gefährlich, vor allem solche, mit denen man mal so eben 72 Dämonen beschwören kann. Grund genug für Ichabod, Abbie und die gerade aus der psychiatrischen Anstalt entflohene Jenny, sich auf die Suche danach zu machen. Ich warne vor Spoilern und einer stümperhaften Geschichtsstunde.

Abbie kann für sich und Ichabod einen kleinen Vorsprung bei der Suche nach Jenny herausschlagen und findet sie schließlich in einer alten Hütte, die früher Corbin gehört hat. Jenny ist über den Besuch nicht gerade erfreut, erklärt aber, dass sie für Corbin um die halbe Welt gereist ist, um übernatürliche Objekte zu sammeln. Das letzte, das sie geholt hat, war ein Sextant, und Ichabod findet heraus, dass darin eine Karte von Sleepy Hollow verborgen ist – aus seiner Zeit. Sie deutet auf den Ort, an dem ein Buch versteckt ist, mit dem 72 Dämonen aus der Hölle beschworen werden können. Und sie sind nicht die Einzigen, die es in die Hände zu bekommen versuchen.

Interessanterweise habe ich erst hinterher gemerkt, wie gut diese Folge war, als ich für dieses Review ein paar Recherchen angestellt habe. Sie hat eine andere Dynamik als die drei vorherigen, weil Abbie und Ichabod einmal kein Monster jagen und der Schwerpunkt stark auf den zwei Schwestern liegt. Vor allem aber zeigt sich, dass die Autoren bei allen Freiheiten, die sie sich zweifellos herausgenommen haben, durchaus versuchen, eine reale Grundlage zu finden, auf der ihre eigene Mythologie fußen kann. Und so was finde ich grundsätzlich spannend.

Bevor ich also auf Abbie und Jenny eingehe, möchte ich erwähnen, dass es „The Lesser Key of Solomon“ tatsächlich gibt. Es handelt sich dabei um ein Zauberbuch (ein sogenanntes Grimoire) aus dem 17. Jahrhundert, das „Lemegeton Clavicula Salomonis“ heißt und auf Deutsch als „Schlüsselchen Salomons“ bekannt ist. Teile des Textes entstanden schon im 14. Jahrhundert oder sogar früher. Ohne jetzt auf die Details eingehen zu wollen, stimmt die Geschichte auf jeden Fall soweit, dass das Buch Beschreibungen der 72 Dämonen enthält, die König Salomon beschworen und in einem Gefäß eingesperrt hat, damit sie für ihn arbeiten. Was Moloch angeht, so nennt ihn Milton, der in dieser Folge ebenfalls referenziert wird, einen gefallenen Engel. Viel wichtiger aber ist, dass Moloch die biblische Bezeichnung für phönizisch-kanaanäische Opferrieten ist, zu denen auch die Opferung von Kindern gehörte. Kurzum, die Serie hat sich da einen gewaltigen Gegner rausgepickt, und wir können mehr als gespannt sein, wie sie das weiter ausbauen.

Was ich an der Beziehung zwischen Abbie und Jenny recht interessant finde, ist die Tatsache, dass sich die Rollen plötzlich vertauscht haben. Abbie hat sich ihrer Schwester immer überlegen gefühlt, weil sie damals rational gehandelt hat und deshalb eine vergleichsweise harmonische Jugend hatte und nun Polizistin ist. Nun zeigt sich, Jenny ist womöglich den besseren Weg gegangen, denn sie hat niemals verleugnet, was sie gesehen hat, im Gegenteil, sie hat versucht, damit zu leben und etwas daraus zu lernen. Corbin hat beiden Schwestern geholfen, jeder auf die Weise, die sie brauchte, und es ist so gesehen sein Vermächtnis, dass sie nun endlich zusammenarbeiten. Aber ich kann Jenny auch verstehen, dass sie sich von Abbie im Stich gelassen fühlte und nicht einfach so tun kann, als wäre alles in Ordnung. Jetzt ist sie diejenige, die überlegen ist. Was nichts daran ändert, dass es einfach zum Kugeln war, wie sich die Zwei die ganze Zeit angezickt haben und Ichabod jedes Mal dazwischengehen musste.

„Imagine the delinquency we could perpetuate if we really put our minds to it!“ Ichabods Rede über ewige Liebe war wirklich süß, die Dame von der Auto-Hotline fand das auch. Eine kopflose Leiche, aber der Reiter war’s diesmal nicht. Ichabod hat die Boston Tea Party erfunden, um für Ablenkung zu sorgen, während er etwas stiehlt? Zu seiner Zeit hieß dieses Ereignis noch weit weniger feierlich „The Destruction of the Tea“. Die Art und Weise, wie er Abbie beim Aufstehen „behilflich“ ist, weil er den Sextant aufbauen will. Das sah wie ein grotesker Tanz aus. Aber müsste er mit seinem Gedächtnis die Karte nicht wesentlich schneller und besser rekonstruieren können? Übrigens spricht Ichabod auch Deutsch … jedenfalls so einigermaßen. Jenny nennt Ichabod gegenüber ihrer Schwester „Prince William“. Und als Trivia am Rande wurde inzwischen von mehreren Autoren der Serie per Twitter bestätigt, was wohl viele schon vermutet haben, dass nämlich Abbie die ältere Schwester ist.

4 ½ von 5 beschworenen Bananen.

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