Was man zu verbergen sucht, ist oft am leichtesten zu erkennen, sagt Ichabod sinngemäß zu Abbie, und es fasst diese Folge ganz hervorragend zusammen. Trotz genial gruseligem Monster und spannender Story krankt sie daran, dass sie uns nichts verrät, was wir nicht schon wussten. Mehr dazu nach der Spoilerwarnung!
Abbie begegnet im Traum einem gesichtslosen Monster, was sich kurz darauf als prophetisch erweist. Sie wird zu einer Selbstmörderin gerufen, die explizit nach ihr verlangt hat, und die Abbie als die Frau erkennt, die auch in ihrem Traum vorkam. Offenbar war sie eine Ärztin ihrer Schwester Jenny, die glaubt, für ihre Sünden büßen zu müssen. Da Jenny Abbie nicht sehen will, spricht Ichabod mit ihr, doch leider ist von ihr keine Hilfe zu erwarten. Stattdessen kündigt sich der nächste Selbstmörder an, jener Mann, der die Schwestern damals im Wald gefunden hat, und er warnt sie, dass sie die Nächste ist, den sich der Sandmann holen wird.
„Sleepy Hollow“ ist irgendwie nicht besonders gut mit Geheimnissen. Denn während die Folge an sich wirklich gut war, und der Sandmann ein mehr als effektives Monster, ließ das Finale doch an Spannung vermissen. Und das lag vor allem daran, dass wir nichts Neues mehr erfahren haben. Abbie hat bereits zugegeben, dass sie damals als Kind ein Monster gesehen und dann gelogen hat, im Gegensatz zu ihrer Schwester, die deswegen weggesperrt wurde. Was nun daran, dass sie genau das zum Sandmann sagen musste, um ihn zu besiegen, die große Prüfung war, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Und hey, lasst Abbie bloß nicht mehr mit Selbstmördern reden, das endet böse.
Ich weiß generell nicht, ob mich die Hintergrundgeschichte von Abbie jetzt so sehr begeistert. Die Autoren treten da ein bisschen auf der Stelle und erzählen in vielerlei Variation doch immer wieder das gleiche. Viel interessanter wäre doch, ob Abbie danach jemals wieder mit irgendwelchen Monstern konfrontiert wurde, denn ich hatte den Eindruck, dass ihre Schwester kontinuierlich gegen Dämonen kämpft. Apropos Jenny, ich mag sie nicht, und das ist ein schlechtes Zeichen. Entweder war das enorm gutes Casting oder erschreckend schlechtes, ihr Gesicht wirkt viel härter als das von Abbie, und sie war mir von der ersten Sekunde an unsympathisch.
Auch schade, dass Ichabod nicht viel mehr Gelegenheit hat, die Tücken der modernen Welt kennenzulernen, denn Tom Mison spielt diese Szenen einfach großartig. Zum Beispiel, als ihm die Fernbedienung des Videorekorders in die Hände fällt und das Gerät daraufhin komplett verrücktspielt. Oder als Abbie ihm vom klassischen Sandmann erzählt und er die Idee von Sand in den Augen „barbarisch“ findet. Und erst der Energy Drink! Normalerweise sind es in Filmen ja die Frauen, die sich an was Hochprozentigem verschlucken, und genau deshalb war das so dermaßen komisch. Zum Ausgleich schüttet er den indianischen Traumtee wie nichts runter und erkennt am Geschmack sogar die Zutaten. (Wir erfahren außerdem, er war zu seiner Zeit ein echter Freund der Indianer und ist gar nicht glücklich darüber, was mit ihnen passiert ist.)
„We are amicable, and yes, I am male, but I suspect you’re implying something else.“ Das explodierende Auge. („Sleepy Hollow“ hat sich mindestens eine eklige Szene pro Folge zum Ziel gesetzt, oder?) Jenny schlägt Ichabod als Spitzname Icky vor, doch ich vermute mal, jede Form der Abkürzung wird albern klingen. Das Schild mit dem geköpften Reiter hat einen erneuten Auftritt. Der kopflose Reiter selbst bleibt hingegen verschollen. Ist euch aufgefallen, dass Ichabod nicht eine Sekunde an seine eigene Sicherheit denkt, als er die Schüsse hört? Er rennt einfach los, um Abbie zu retten. Der Name des Monsters ist Ro’kenhrontyes, aber leider wurde es erfunden und hat keinen kulturellen Hintergrund. Wir bekommen Ichabod und Abbie halbnackt, aber es ist kein bisschen sexy, und dann kommen noch Skorpione dazu. (Gerade die Szene war mir zu übereilt, denn zu Ichabods Zeit war es gewiss nicht üblich, mal eben so eine Frau in ihrem BH zu sehen.) Gefühlt wichtigster Satz heute Abend, vom Sandmann zu Ichabod: „Your sins aren’t mine to punish.“
Jenny ist aus der Anstalt verschwunden, gerade als Abbie bereit ist, ihren Fehler zuzugeben. Wie wird das Wiedersehen der zwei Schwestern ausfallen?
3 von 5 träumenden Bananen.
Die nächste Folge, hm, ja, die könnte Dir was geben, da wird mehr oder weniger die Basis der ganzen Serienmythologie gelegt. Bei mir war's (obwohl ich die Serie sofort mochte) tatsächlich die fünfte Folge, die ich auch nach Ende der Staffel jetzt noch als eine meiner liebsten nennen würde.
Und ganz im Ernst, ich bin sonst nicht so auf die Synchro fixiert, aber selbst ich finde Ichabod auf Deutsch zuweilen besserwisserisch und nervig. Kein Wunder, dass Du mit ihm nicht warm wirst! Ich fand ihn damals von der ersten Sekunde an großartig, sonst hätte mich die chaotische Story auch eher abgeschreckt.
Mir fehlt leider der Mittelteil der Folge, weil ich gestern in der Werbepause umgeschaltet habe und dann ganz fasziniert von einem Beitrag war, der zeigte, wie man von Dosenmandarinen die Haut entfernt …
Noja. Ich werde kein Fan mehr von Sleepy Hollow, und diesmal fand ich es auch von der Idee her an sich spannend, von den Effekten und der Maske her toll, aber unfassbar langweilig umgesetzt.
Und mir ging es wie dir, dass Abbie einfach nur wiederholt, was sie schon lange immer wieder sagt, hat also schon ausgereicht, um den Sandmann zu vertreiben?
Fehlte gerade noch, dass sie ein "Ja, ich hab meine Schwester im Stich gelassen, wie oft soll ich es denn noch sagen?!" anhängt, oder ein "Hättste mal früher zugehört, hättest du gar nicht extra für mich kommen brauchen!"
Mich hat auch der Indianer verwirrt, der erst entrüstet jegliches Klischee-Indianer-Denken von sich weist, aber die beiden dann auf eine Klischee-hoch-zehn-Seelenreise vorbereitet. Mit Skorpionen, die natürlich sofort zustechen, wenn man ein bisschen rhythmisch auf ihr Glas klopft.
Interessant auch, dass das blaue Zeug nur zu Abbies Innerstem führt, und man sich da treffen kann, wenn man es zu zweit trinkt. Wenn da noch ein paar Leute mehr von getrunken hätten, hätten sie fast einen Massenauflauf in ihrem Traum veranstalten können.
Hach, es ist ein schlechtes Zeichen, wenn mir spontan so viele Szenen einfallen, wie man diese Folge veralbern könnte. Ich guck mir mal die nächste Folge noch an, weil ich eigentlich WILL, dass mir die Serie gefällt. Sie hat eigentlich so vieles, was mich begeistern könnte, sie ähnelt auch in Einigem "Grimm", aber ich werd einfach nicht warm mit den Figuren. :-/
P.S.: "Geronimotors" fand ich klasse *g*