Sleepy Hollow | Bad Blood (1×13)

Im Finale der ersten Staffel wollen Ichabod und Abbie Katrina aus dem Fegefeuer befreien, damit diese verhindern kann, dass der zweite Reiter der Apokalypse aufersteht. Doch das hat seinen Preis. Ich warne ausdrücklich vor Spoilern!

Henry Parish kommt mit beunruhigen Nachrichten zu Ichabod und Abbie: In einer Vision hat er den zweiten Reiter der Apokalypse auferstehen sehen, genau dreizehn Jahre nach Abbies und Jennys Begegnung mit Moloch im Wald, und erneut bei einer Mondfinsternis. Da sie das nur mit der Hilfe einer Hexe verhindern können, gesteht Ichabod endlich, dass er die Karte nachgezeichnet hat und Katrina nun befreien kann. Gemeinsam mit Abbie macht er sich auf den Weg ins Fegefeuer, doch es stellt sich heraus, dass Katrina nur zurückkehren kann, wenn dafür eine andere Seele zurückbleibt. Eingedenk der Prophezeiung meldet sich Abbie freiwillig und bleibt bei Moloch. Ichabod und Katrina ergeht es nach ihrer Rückkehr allerdings kaum besser, denn der zweite Reiter ist längst auferstanden und hat sie die ganze Zeit an der Nase herumgeführt.

Was der vorherigen Folge an Dramatik und Dringlichkeit fehlte, hat das Finale nun im Übermaß. Man kann es nur mutig nennen, was „Sleepy Hollow“ hier macht, denn gewöhnlich bietet eine Staffel trotz Cliffhanger einen gewissen Abschluss. Der fehlt hier völlig, sieht man einmal davon ab, dass sie Katrina befreien konnten. Wir lassen unsere Helden im Moment ihrer schlimmsten Niederlage zurück, scheinbar ohne Aussicht auf Rettung. Auf der einen Seite ist das natürlich frustrierend, andererseits ist es ein neuer Ansatz, der dem ohnehin schrägen Konzept der Serie gerecht wird.

Doch lasst mich versuchen, die Folge etwas aufzudröseln. Die Prophezeiung hat sich am Ende doch bewahrheitet, Ichabod hat Moloch Abbies Seele ausgeliefert. Aber er hat sie nicht verraten, und das ist das eigentlich Erstaunliche an dieser Entwicklung, denn dieser Zug hat tatsächlich bewiesen, wie sehr die Beiden einander vertrauen. Abbie weiß, wie wichtig Katrina zu diesem Zeitpunkt ihrer Mission ist, deshalb zögert sie nicht, sie denkt nicht an das, was sie im Fegefeuer erwartet. Ichabod verspricht ihr, zurückzukommen, weil ihrer beider Schicksale miteinander verwoben sind, und er meint das ernst: „Remember our bond, I will come back for you.“ So wichtig ihm Katrina auch ist, Abbie spielt mittlerweile eine große Rolle in seinem Leben, und wir haben vermutlich alle nicht gedacht, dass sich die Dreiecksbeziehung in diese Richtung entwickeln würde.

Und dann geht es Schlag auf Schlag. „War isn’t coming to Sleepy Hollow. Been here all along.“ Erst enthüllt Henry seine wahre Identität als zweiter Reiter der Apokalypse, dann stellt er sich auch noch als Jeremy vor, Ichabods und Katrinas Sohn. Welch eine Ironie, dass es ausgerechnet Katrina war, die Abbie überhaupt erst auf die Spur des „Sin Eater“ gebracht hat. War es tatsächlich ein notwendiges Opfer, die Verbindung zwischen Ichabod und dem kopflosen Reiter zu trennen, oder wird sich auch das noch als Vorteil für das Böse herausstellen? Und wie sieht es mit Jeremy aus, könnte er sich doch als schwächstes Glied erweisen? Sein Hass auf seine Eltern ist objektiv betrachtet ohnehin nicht nachvollziehbar, sein Vater war bei seiner Geburt bereits tot und konnte ihm nicht helfen, außerdem hat er erlebt, wie sehr Ichabod darunter leidet. Katrina wurde verfolgt und schließlich ins Fegefeuer verbannt, sie tat das einzig Richtige, als sie Jeremy weggab. Ich denke, Jeremy ist die eine Chance für das Gute, er könnte sich gegen Moloch wenden.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings sieht es für unsere Helden denkbar schlecht aus. Abbie sitzt im Fegefeuer fest, Ichabod wird lebendig begraben wie einst Jeremy, und Katrina befindet sich in Abraham Gewalt. Jenny hatte einen Unfall, doch ich gehe fest davon aus, dass sie überlebt, denn mit Irving im Gefängnis ist sie faktisch die Einzige, die in der nächsten Staffel irgendwas tun kann.

„I married a witch. How … cool.“ Ichabod stolpert in ein „reenactment“ des Bürgerkriegs und findet damit endlich eine Möglichkeit, seine Garderobe in einer Weise zu ersetzen, die ihn vor Skinny Jeans bewahrt. Der Glasscherbeneffekt beim Eintritt ins Fegefeuer war eine Schau. Durchaus interessant, wie die Idealwelt aussieht, die Ichabod und Abbie vorgegaukelt wird: Abbie trifft Corbin und Andy wieder, es gibt Apfelkuchen, Ichabod versöhnt sich mit seinem Vater – beide wollen glauben, dass es real ist. Der „Fist Bump“ ist also doch noch zu was gut. Das Puppenhaus, das Abbie vor Moloch als Zuflucht dient, fand ich schon ein bisschen gruselig.

Das war’s dann zunächst mal mit dieser Staffel, eine zweite kommt auf jeden Fall und wird sicherlich wieder neue Wege gehen. Rückblickend gab es zwar einige Hochs und Tiefs, doch insgesamt halte ich „Sleepy Hollow“ immer noch für eine der stärksten neuen Serien, die auf das Potenzial für eine lange Sendezeit haben, auch wenn das Konzept in Deutschland (mal wieder) spektakulär gefloppt ist. Ich jedenfalls bleibe gespannt und werde auch die zweite Staffel reviewen, versprochen.

5 von 5 Bananen, die Ichabods Sohn sind.

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