The OA | Homecoming (1×01)

Die vor sieben Jahren verschwundene Prairie Johnson taucht wieder auf. Dass sie plötzlich nicht mehr blind ist, ist dabei nur eines von vielen Mysterien, die sie umgeben. Spoiler!

Eine junge Frau überlebt auf wundersame Weise einen Sprung von der Brücke, nur um dann von ihren Eltern als die vor sieben Jahren verschwundene Prairie Johnson identifiziert zu werden. Doch ihre Tochter war blind, während die junge Frau, die sich selbst „the OA“ nennt, sehen kann und sich weigert, darüber zu reden, was mit ihr geschehen ist. Stattdessen freundet sie sich mit dem aggressiven Nachbarsjungen Steve an, da ihr ihre Eltern den Zugang zum Internet verwehren, obwohl sie dringend mit einem gewissen Homer Kontakt aufnehmen will.

Ich habe tatsächlich eine Weile mit mir gekämpft, ob ich diese Serie wirklich reviewen soll, denn bereits die erste Folge macht klar, dass wir es hier nicht mit einer konventionell erzählten Geschichte zu tun haben. Mehr noch, es gehen so viele seltsame Dinge vor sich, dass man als Zuschauer noch nicht einmal weiß, über welches davon man sich eigentlich den Kopf zerbrechen soll. Eine blinde Frau, die plötzlich wieder sehen kann? Interessant für etwa zwanzig Minuten, dann wollen wir lieber wissen, wer Homer ist. Und dann wird es zusehends kurioser.

Der erzählerisch wohl mutigste Kniff ist der Vorspann, der aus heiterem Himmel nach etwa fünfzig Minuten einsetzt. Aber das macht die Folge auch am besten erklärbar – als Einleitung, als Vorbereitung auf das Kommende. Denn was wir danach erfahren, lenkt „The OA“ in eine gänzlich andere Richtung als erwartet. Während der Großteil von „Homecoming“ damit spielt, dass Prairie womöglich gefangengehalten und misshandelt wurde, dabei ihre Zerbrechlichkeit betont, während sie gleichzeitig große psychologische Macht über andere Menschen zu haben scheint, erfahren wir nach dem Vorspann in einer Rückblende, dass Prairie als Nina Azarova in Russland geboren wurde und dort bereits im Kindesalter bei einem Busunglück starb. Sie wachte an einem magischen Ort auf, wo eine mütterliche Frau sie vor die Wahl stellte, bei ihr zu bleiben oder zurückzukehren. Nina entschied sich zur Rückkehr, aber die Frau nahm ihr dafür das Augenlicht, damit sie den Horror nicht sehen muss, der vor ihr liegt.

Wer ist die junge Frau wirklich? Wofür steht „the OA“? Was hat sie mit den fünf Menschen vor, denen sie diese Geschichte erzählt? Wieso sollten sie die Tür zu ihrem Haus offen lassen, bevor sie zu ihr kamen? Und was sind das für Narben auf ihrem Rücken? „Homecoming“ lässt einen mit weit mehr Fragen zurück, als sich das Serien normalerweise trauen. Die Gefahr ist groß, dass „The OA“ seinem eigenen hohen Anspruch nicht gerecht wird, andererseits beweist gerade die Bildsprache große Stärke und zieht einen unweigerlich in seinen Bann. Meine erste Vermutung geht in Richtung verschiedener Dimensionen, das könnte sich aber auch als falsche Fährte entpuppen, da Prairie an einer Stelle selbst von „this dimension“ spricht.

„We all died more times I can count.“ Sehr clever und wunderschön inszeniert ist die Szene, in der Prairie ihre Mutter erst erkennt, als sie deren Gesicht befühlt. Schon vor sieben Jahren scheint Prairie ernsthafte psychische Probleme gehabt zu haben, wenn man die Box voller Messer zugrunde legt, die sie in ihrem Zimmer findet. Die Lehrerin googlet „OA“ und findet die „Overeaters Anonymous“, wie witzig. Ich bin gespannt, was Prairie meint, wenn sie von „a border that is hard to define“ spricht. Es gibt einen außergewöhnlich ästhetischen Instagram-Account zur Serie, ob der einem bei den Rätseln hilft, kann ich aber nicht beurteilen.

4 von 5 Bananen ohne Wi-Fi.

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