Star Trek: Deep Space Nine | In the pale Moonlight (6×19)

„I have to justify what’s happened, what I’ve done – at least to myself.“

Sisko setzt es sich in den Kopf, die Romulaner in den Krieg zu involvieren. Das aber geht nur mit einer gewaltigen Lüge. Spoiler!

I think I can live with it

Captain Sisko ist frustriert von den wöchentlich eintrudelnden Verlustlisten und fasst einen Entschluss: Er wird dafür sorgen, dass die Romulaner in den Krieg gegen das Dominion einsteigen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn eigentlich sind die Romulaner mit ihrem Nichtangriffspakt in einer sehr komfortablen Position. Also zieht Sisko Garak ins Vertrauen, eine Aufnahme zu fälschen, in der das Dominion den Angriff von Romulus plant. Er lädt den romulanischen Botschafter Vreenak auf die Station ein und präsentiert ihm den Datenstick, der jedoch schnell als Fälschung erkannt wird. Sisko, der sich moralisch bereits weit aus dem Fenster gelehnt hat, will die Niederlage akzeptieren, als Vreenaks Schiff beim Weiterflug zerstört wird.

Ein absolutes Meisterwerk

Diese Zusammenfassung fängt nicht einmal im Ansatz die Genialität von „In the pale Moonlight“ ein. Denn die gesamte Folge ist im Rückblick erzählt, Sisko macht einen persönlichen Logbucheintrag und durchbricht dabei scheinbar die vierte Wand, indem er dem Zuschauer seine Beweggründe, aber auch seine Zweifel offenlegt. Mit geradezu gespenstischer Sachlichkeit legt er dar, wie er sämtliche Ideale der Föderation ignoriert hat – im festen Glauben, damit das Richtige zu tun. Das Bemerkenswerte: Sisko kommt zu dem Schluss, dass in diesem Fall der Zweck die Mittel heiligt, und er jederzeit wieder so handeln würde.

„People are dying out there every day! Entire worlds are struggling for their freedom and here I am, still worrying about the finer points of morality. No, I had to keep my eye on the ball. Winning the war, stopping the bloodshed – those were the priorities!“

Die Romulaner werden instrumentalisiert

Letzten Endes ist das das zentrale Dilemma, um das herum die Folge erzählt wird. Sie befinden sich im Krieg, rechtfertigt nicht allein das schon alle Mittel? Wenn der Einstieg der Romulaner in die Kämpfe dazu führt, dass in Summe weniger Leute getötet werden, ist das dann nicht ein guter Grund? Freilich ist das eine sehr einseitige Sicht, die „In the pale Moonlight“ zum Glück nicht ausspart. Denn was immer sich Sisko und vielleicht sogar die Sternenflotte selbst einreden, zum Wohle der Romulaner ist das alles ganz sicher nicht. Sie ziehen ein ganzes Volk in einen Krieg hinein, aus dem es sich eigentlich heraushalten wollte.

Garak geht den Weg bis zum bitteren Ende

Es ist zugleich faszinierend, die Abstufungen zu sehen, wie weit jeder zu gehen bereit ist. Siskos erster Ansatz besteht darin, Garak zu beauftragen, seine Kontakte auf Cardassia zu bemühen, um echte Beweise zu finden, dass das Dominion einen Angriff auf Romulus plant. Als er damit keinen Erfolg hat, soll Garak jemanden auftreiben, der entsprechende Beweise fälscht. Ein Plan wohlgemerkt, den das Sternenflottenkommando bewilligt hat. (Erste Direktive? Anyone?) Man mag spekulieren, dass die die genauen Details vielleicht gar nicht wissen wollten, aber die Romulaner zu belügen, war für sie offenbar völlig in Ordnung.

An diesem Punkt allerdings steigen sowohl Sisko als auch die Sternenflotte aus. Beweise zu fälschen, war die Ultima Ratio. Als die Fälschung auffliegt, geht es nur noch um Schadensbegrenzung. Garaks moralischer Kodex andererseits ist weiter gefasst. Er kann den einen Schritt weiter gehen, den Sisko nicht mehr zu gehen vermag, indem er eine Bombe in Vreenaks Schiff platziert. Er unterfüttert die eine Lüge mit einer anderen, einem vermeintlichen Angriff des Dominions, und sorgt so dafür, dass die erste Lüge zur Wahrheit wird. Konnte Sisko ahnen, dass Garak weiter plant als er? Hat er insgeheim vielleicht sogar darauf spekuliert?

„Computer, erase that entire personal log.“

In the pale Notes

• Ursprünglich sollte das Dominion Vulkan erobern, doch die Autoren fanden, dass diese Welt dann doch zu bedeutsam ist, und entschieden sich stattdessen für Betazed. Grundsätzlich sollte es aber ein Planet sein, den der Zuschauer kennt, um den Ernst der Lage zu unterstreichen.
• Wer aufmerksam schaut, wird merken, dass sich Sisko während seiner Rede nach und nach seiner Uniform entledigt. Eine gelungene Metapher für seinen Seelenstriptease.
• Der Titel der Episode geht auf den Spruch „dance with the devil in the pale moonlight“ zurück, bei dem es im Wesentlichen darum geht, gegen die eigenen Prinzipien zu handeln.
• Vreenaks „It’s a fake!“ hat sich übrigens zum waschechten Internet-Meme gemausert.

5 von 5 gefälschten Bananen auf einem optolythic data rod.

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