The Handmaid’s Tale | Border (5×03)

„You’re an unusual woman, Serena, and we don’t have the proper infrastructure for unusual women to live within our borders.“

Serena sucht nach einem neuen Platz in Gilead, während June zu Mayday geht, um inoffiziell mit Nick telefonieren zu können. Spoiler!

She’s not a little girl anymore

Als ihre Rückreise nach Kanada näherrückt, unternimmt Serena einen subtilen Versuch, den verwitweten Kommandanten Lawrence zu einer Art politischen Heirat zu bewegen. Der aber blockt ihr Anliegen ab, bevor sie auch schon vor die Kommandanten zitiert und aus Gilead verbannt wird – als „Botschafterin“ für ihre Ideale. Nachdem sie Hannah im Fernsehen gesehen hat, will June wissen, was es mit ihrer neuen violetten Kleidung auf sich hat. Deshalb fahren June und Moira an die Grenze zum Niemandsland zwischen Kanada und Gilead, um mithilfe von Mayday Kontakt zu Nick aufzunehmen.

In keiner Gesellschaft mehr zu Hause

Eine interessante Folge, die den ambitionierten Versuch unternimmt, Parallelen in der Situation von June und Serena herauszuarbeiten. Dass June durch ihre Erfahrungen keinen Platz in der „normalen“ Gesellschaft mehr hat, war oft genug Thema von „The Handmaid’s Tale“. Nun offenbart sich, dass auch Serena keinen Platz mehr in Gilead hat. Beide Frauen sind in einer Art Limbus gefangen, und es ist fraglich, wo jede von ihnen am Ende wieder herauskommen wird.

„We’d like you to lend your expertise as we expand the influence of our great nation. You’ll be acting as a global ambassador of sorts. Unofficially, of course.“

Die Kommandanten wollen Serena loswerden

Im Grunde ist es keine große Überraschung, dass Serena wieder nach Gilead wollte. Ich weiß, auch sie musste einiges über sich ergehen lassen, doch wie ich schon letzte Woche schrieb, ist sie geradezu süchtig nach Anerkennung. Als einfache Bürgerin Kanadas würde sie über kurz oder lang in der Bedeutungslosigkeit versinken, wohingegen ihr Name in Gilead ein gewisses Gewicht hat. Ihr Versuch, Lawrence zu einer Heirat zu überreden, war taktisch durchaus klug. Damit hätte sie ihren Status sichern können, während sie gleichzeitig einen vergleichsweise liberalen Ehemann hätte, der ihr mehr Freiheiten ließe als es Fred jemals getan hat.

Aber dieses Taktieren ist wohl auch ihr Untergang, denn den Kommandanten ist bewusst, dass sie nicht mehr in derselben Weise kontrollierbar ist wie andere Ehefrauen. Dass sie sich beim Staatsbegräbnis durchsetzen konnte, ist eindrucksvolles Zeugnis davon. Was also tun? Sie mussten Serena loswerden, ohne das eigene Image zu beschädigen, indem sie eine der ihren offen verbannen. Der Posten als Botschafterin ist also das, was man gemeinhin als „wegloben“ bezeichnet. Ist es mehr als ein Titel? Ich bezweifle es, auch wenn Serena natürlich sofort nach „staff and a substantial budget“ verlangt.

Hannahs Zukunft scheint festzustehen

Auch in dieser Folge fand ich Junes Plot im Großen und Ganzen überflüssig, weil er uns lediglich eine winzige Information liefert, die man auch anders hätte vermitteln können. Ansonsten bringt uns ihr Ausflug zu Mayday eigentlich nicht weiter, aber wir können zur Abwechslung mal wieder betonen, wie wahnsinnig mutig June ist und wie wahnsinnig dankbar alle sind. Persönlicher Fremdschäm-Moment: Wenn sie am Ende mit wahnsinnigem Blick vor der Scheibe von Serenas Auto steht und skandiert: „Never touch my daughter again!“

Doch „Border“ ist eine der wenigen Folgen, in denen das Geschehen auch zeitlich eingeordnet wird, denn wir erfahren, dass Hannah inzwischen zwölf Jahre alt ist. Dieses Alter markiert in Gilead offenbar den Übergang ins Erwachsenenleben – zumindest für die Mädchen. Die violette Kleidung, die sie bei der Trauerfeier trug, bedeutet laut Nick, dass sie nun eine neue Schule besucht, in der sie auf ihr Leben als Ehefrau vorbereitet wird. Erinnert ihr euch, dass Esther mit vierzehn bereits längere Zeit verheiratet war? Kein Wunder, dass June sich sorgt.

Lily: „I don’t know how you managed it, getting us out. All those kids.“
June: „I was lucky.“
Lily: „Women always say that when they’ve done something extraordinary.“

Lydia bangt um Janines Leben

Was mich endlich zu Esther bringt. Wie erwartet, haben sowohl sie als auch Janine überlebt, allerdings liegen beide zu Beginn der Folge noch im Koma. Eigentlich kann man Esther nur wünschen, dass sie nicht mehr aufwacht, denn wenn Lydia schon nicht davor zurückschreckt, sie in diesem Zustand zu schlagen, dann kann man sich ausrechnen, was sie erwartet, sollte sie das Bewusstsein je wiedererlangen.

Ganz anders Janine, die in Lydias Augen das unschuldige Opfer eines Anschlags ist. Ehrlich gesagt fand ich Lydias Ausbruch am Krankenbett entwürdigend. Und dann wacht Janine tatsächlich auf, und man kann Lydia deutlich ansehen, wie ihr alles noch mal durch den Kopf geht, was sie Gott im Gegenzug für Janines Rettung versprochen hat. Das dürfte interessant werden.

Blessed be the fruit

• Faszinierendes Detail: Die falsch herum aufgehängte US-Flagge im Mayday-Camp.
• Ich mag Nicks Frau Rose immer mehr. Ihr „it was love at third mutually attended gala“ war herrlich abgeklärt.
• Die MacKenzies, blargh. „June Osborne is a cancer, we have to cut her out“ ist nur eine der Nettigkeiten, die sie beim Essen mit Serena loslassen.

3 von 5 Bananen in Violett.

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