Wir dachten, der schwierige Teil wäre das Einfangen des kopflosen Reiters, doch die wahre Herausforderung ist sein Verhör, denn wie soll man bitteschön jemanden befragen, der keinen Kopf hat? Gut, wenn man da noch den grusligen John Cho herumlaufen hat … Spoilerwarnung!
Der kopflose Reiter ist gefangen, was nun? Captain Irving stellt die allzu offensichtliche Frage: Wie verhört man einen Kopflosen? Während sich Ichabod und Abbie auf die Suche nach Andy Brooks machen, der als Sprachrohr, als Necromancer dienen kann, holt Irving Abbies Schwester Jenny aus der Anstalt ab, als er prompt zu einem Tatort gerufen wird, an dem ein Artefakt gestohlen wurde, mit dem der Schutzspruch um das Gefängnis des Reiters gebrochen werden kann. Allen Anstrengungen zum Trotz gelingt es ihnen nicht, zu verhindern, dass der Strom in der ganzen Stadt ausfällt, und nun sieht der Reiter den Augenblick gekommen, Ichabod seine wahre Identität zu enthüllen.
Oh! Mein! Gott! Haben die gerade wirklich die klassische Figur von Abraham van Brunt, in der ursprünglichen Story am Ende tatsächlich Katrinas Ehemann, zum Tod gemacht, der eine Rachefehde gegen Ichabod führt? Auch wenn nicht alles an der Folge einen runden Eindruck machte (der Part mit Irving und Jenny war eher character bonding, als dass es irgendwas zur Handlung beigetragen hätte), allein die Mythologie, die hier aufgerollt wurde, entschädigt für alles. Die Sache ist gerade persönlich geworden.
Ich muss sagen, langsam wächst mir auch Katrina ans Herz. Anfangs konnte ich mit ihr nicht so viel anfangen, zumal ich alte Shipperin natürlich sofort auf „Ichabbie“ gesetzt habe. Das sieht inzwischen anders aus, denn durch die Flashbacks haben wir einen Eindruck davon gewonnen, wie besonders die Liebe zwischen Katrina und Ichabod ist, mit welch hohem Preis sie erkauft wurde. Der Moment, als sie ihm erzählt, sie wolle die Verlobung mit Abraham lösen und ein ernstes „and I love you, Ichabod“ hinzusetzt, da bekam ich so was von Gänsehaut. Es muss für Ichabod wirklich eine schwierige Situation gewesen sein, sicher war er froh, dass sie ihn statt Abraham heiraten wollte (und vor allem aus Liebe, nicht weil die Ehe arrangiert wurde), gleichzeitig aber muss er im selben Moment gewusst haben, dass seine Freundschaft mit Abraham vorbei ist. Gewiss, er war kein angenehmer Zeitgenosse, in der Hinsicht haben es uns die Autoren leicht gemacht, es wirkte aber auch so furchtbar hilflos, als Ichabod ihm die Wahrheit gesteht und ihn dann allen Ernstes um seinen Segen bittet. Wer weiß, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn sie das damals direkt hätten klären können. Stattdessen wurde Abraham von den Hessen getötet und zu einem Reiter der Apokalypse gemacht, im Herzen nur diesen einen letzten Gedanken, sich an Ichabod zu rächen.
Was also haben wir diese Woche gelernt? Das Blutband war eines, die Verbindung zwischen Ichabod und dem Reiter reicht allerdings weit tiefer. Trotzdem scheint es so, als wolle Moloch nicht, dass Ichabod stirbt, zumindest noch nicht. Hier besteht noch Erklärungsbedarf, denn das impliziert, dass er auch eine wichtige Rolle für die böse Seite spielt. Katrina wird nicht wegen Ichabod festgehalten, sondern für Abraham, gewissermaßen als Belohnung. Dadurch erkennen Ichabod und Abbie aber auch die entscheidende Schwäche des Reiters: Katrina. Und das macht es dringlicher denn je, sie zu befreien.
An dieser Stelle möchte ich ausnahmsweise auch mal Tom Mison besonders loben. Er spielt die Figur von Ichabod so unglaublich nuanciert, man nimmt ihm sowohl die leichten, die witzigen Momente ab, als auch die Ernsthaftigkeit, die mit seiner Mission verbunden ist. In dieser Folge hatte er zudem die schwierige Aufgabe, einen Punkt zu finden, wo er überzeugend hinstarren kann, während er den kopflosen Reiter anschreit. Außerdem kann der Mann wirklich mit einem Schwert umgehen. Mein liebster Moment war allerdings, als er nur ganz kurz richtig ausrastet und Abbie anbrüllt: „I’m in control!“ Da ist der Ichabod, von dem ich unbedingt mehr sehen will.
„A dead guy, a mental patient, and a time traveler from the Revolution. That’s our team.“ Auch diese Woche wieder Titeländerungen, die Folge hieß zuvor schon „The Tempest“ und „Into Darkness“. (Obwohl letzteres vielleicht auch nur ein albernes Gerücht ist, weil die Autoren des letzten „Star Trek“-Films auch die Autoren dieser Serie sind.) Fist Bump, ich schließe mich Ichabod an: „Makes no sense.“ Als er im Tunnellabyrinth forsch in die falsche Richtung läuft, sich höflich entschuldigt und dann einen anderen Weg einschlägt – das hätte exakt so in einer „Buffy“-Folge passieren können. Reden wir nicht über das furchtbare Kauderwelsch, das die uns hier als Deutsch verkaufen wollten. (Ich musste die englischen Untertitel lesen.) „Just don’t lose your cool.“ – „I shall never lose my cool.“ Eklige Szene der Woche: Andy holt mit bloßen Händen ein Artefakt aus seinem Bauch.
5 von 5 ausrastenden Bananen.