The Handmaid’s Tale | Vows (4×06)

„Gilead finds out we took her, no more missions, no more food, no more medicine, nothing for any of these people. You think June is more important than every one of them?“

Moira schmuggelt June an Bord des Schiffs, doch bei der Durchsuchung durch die Küstenwache droht sie aufzufliegen. Spoiler!

I‘m sorry it‘s just me

Wegen des unerwarteten Beschusses tritt die Hilfsorganisation aus Kanada den Rückzug an. Obwohl Oona ihr sagt, dass sie keine Flüchtlinge mitnehmen dürfen, kann Moira June nicht zurücklassen und schmuggelt sie – entgegen ihres Protests – an Bord des Schiffs. Als sie erfährt, dass die Küstenwache jedes Schiff durchsucht, dass Gilead verlässt, weiht Moira die Besatzung ein. Die aber will June lieber loswerden, um zukünftige Missionen nicht zu gefährden. Oona trifft eine schwere Entscheidung und stattet June mit einer falschen ID aus.

June gelingt endgültig die Flucht aus Gilead

Nachdem wir dreieinhalb Staffeln lang darauf konditioniert wurden, rechnete ich eigentlich bis zum Schluss damit, dass June doch noch irgendwie wieder in Gilead landet. Der Konflikt, den sie mit sich selbst austrägt, wird nun aber auch erstmals tatsächlich greifbar. Am Ende betritt sie tatsächlich kanadischen Boden (ein Moment, den ich sogar bewegender fand als das Wiedersehen mit Luke), und damit stellt „Vows“ einen entscheidenden Wendepunkt der Serie dar. Wie wird es von hier an weitergehen?

Moira: „June, no one expects you to have her. They‘re waiting for a person, not a superhero, even if you did get all those kids out.“
June: „But not her, not my Hannah. I didn‘t have her. I tried, I really did. I did everything I could, but it wasn‘t enough. I was supposed to save her because I‘m her mother. I‘m her mother, and it‘s my job to protect her. And I failed. How can I face him? How can I tell him everything that‘s happened to her is because of me?“

Nur etwas wert mit Kind?

Junes Besessenheit, Hannah zu retten, obwohl sie in keinster Weise in der Situation ist, irgendetwas tun zu können, nahm zuletzt geradezu groteske Züge an. Eine gewisse Erklärung dafür erhalten wir erst jetzt durch Flashbacks in die Zeit, als sie kurz davor war, Luke zu heiraten. Denselben Luke, wie Moira betont, der seine vorherige Frau verlassen hat, weil sie kein Baby bekommen konnte.

Obwohl die Trennung von Luke und Annie natürlich gänzliche andere Gründe hatte, hat sich dieser Gedanke in June festgesetzt. Der Gedanke, dass sie allein nicht ausreicht. Hannahs Geburt war, so absurd das vielleicht klingen mag, eine Erleichterung für June. Wahrscheinlich dachte sie wirklich, dass sie damit endlich Lukes Erwartungen erfüllt und bewiesen hat, dass sie diese Ehe wert ist. Ich will gar nicht erst spekulieren, was das über die Beziehung der beiden aussagt. Aber es erklärt, warum June solche Angst hat, ohne Hannah zu ihm zurückzukehren. Warum ihre ersten Worte zu ihm eine Entschuldigung sind, weil sie allein kommt.

Juristisch falsch, moralisch richtig

Moira auf der anderen Seite ist freilich in einer Lage, in der es weder ein Richtig noch ein Falsch gibt. Juristisch ist es sicherlich ein Fehler, June mitzunehmen, denn um den Menschen in Chicago helfen zu können, müssen sie sich an die Regeln halten. Also gilt das Prinzip, dass das Wohl vieler schwerer wiegt als das Wohl eines Einzelnen? Moralisch macht Moira das einzig Richtige, denn sie hat recht: June jetzt zurückzulassen, hieße, sie dem sicheren Tod zu überlassen. Und ohne June gäbe es diese Organisation gar nicht, das muss sogar Oona zugeben.

Die ganze Logistik des Ganzen ist natürlich trotzdem etwas kurios. June dürfte nach ihrer x-ten Flucht mittlerweile Staatsfeind Nummer 1 in Gilead sein. Sollte man dann nicht eigentlich davon ausgehen, dass die Grenzpolizei entsprechend instruiert ist und ein Foto von ihr hat, um eine Flucht auf diesem Wege zu verhindern? Würde Gilead an diesem Punkt wirklich noch ein Risiko eingehen – aufgrund der bloßen Vermutung, dass sie bestimmt noch nicht so weit gekommen ist? Und woher kam plötzlich die falsche ID für June? Haben sie so was immer dabei, für den unwahrscheinlichen Fall, dass?

„You want to help her? You leave her the hell behind, and you come with me. You want to fight them? You fight them from Canada. We will help you. The Canadians will help you. The American government, whatever‘s fucking left of it, is in Canada. They will help you. I‘ll be there. Luke, Emily, Rita, everyone who loves you is there. Nichole, Nichole is there.“

Blessed be the fruit

• Mir gefiel, dass das Wiedersehen von June und Moira keineswegs märchenhaft schön und emotional ist. Stattdessen ist June völlig traumatisiert vom Angriff und erkennt Moira gar nicht.
• Interessant, die Titeleinblendung kam diesmal erst am Schluss der Folge. Was soll uns das sagen? Dass die Geschichte von Junes Rückkehr eigentlich erst jetzt beginnt?
• Und Janine? 🙁

4 ½ von 5 Bananen, die nicht wichtiger sind als andere.

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