Star Trek: Deep Space Nine | Sons and Daughters (6×03)

„I will teach you what you need to know to be a warrior. And you will teach me what I need to know to be a father.“

Worfs Sohn Alexander kommt auf die Rotarran. Auch Dukats Tochter Ziyal kehrt auf die Station zurück. Spoiler!

War is much more fun when you’re winning

Worf traut seinen Augen nicht: Ausgerechnet sein Sohn Alexander, der als Kind alles Klingonische kategorisch abgelehnt hat, ist unter den neuen Rekruten der Rotarran. Wenig überraschend eckt der Junge überall an, wird von der Crew gehänselt und begeht einen Fehler nach dem anderen. Worf will ihn schon auf ein anderes Schiff versetzen, da wird die Rotarran von Jem’Hadar angegriffen. Auf Deep Space Nine erlebt derweil auch Kira eine Überraschung: Dukat bringt Ziyal wieder auf die Station. Ihr zuliebe versucht Kira, sich mit Dukat zu arrangieren, doch der Cardassianer reizt die Situation wie immer zu weit aus.

Falscher Schwerpunkt

Das hätte besser sein können, wenn der Fokus nicht so stark auf Alexander und Worf läge. Der Vater-Sohn-Konflikt ist letzten Endes wenig aufschlussreich, während die spannende Dreiecksbeziehung zwischen Dukat, Kira und Ziyal viel zu kurz kommt. Im Grunde wurden hier aber sowieso zwei Handlungen zusammengeführt, die außer der Vater-Thematik nichts miteinander zu tun haben, wodurch „Sons and Daughters“ insgesamt etwas wahllos wirkt.

Martok: „Tell me, Alexander Rozhenko, why are you on my ship?“
Alexander: „To serve the Empire.“
Martok: „That is a slogan, not an answer.“

Was führt Alexander eigentlich auf das Schiff?

Was dem Plot um Alexander vor allem fehlt, ist der nötige Hintergrund. Zwar liefert „Sons and Daughters“ die wichtigsten Eckpunkte für alle, die „Star Trek: The Next Generation“ nicht gesehen haben, aber selbst für die, die die Story kennen, ist das alles schon so schrecklich lange her. Gewiss, als kleiner Junge wollte Alexander nichts von klingonischen Traditionen wissen, woraufhin Worf entschied, dass es besser für ihn ist, unter Menschen aufzuwachsen.

Aber irgendetwas muss in der Zwischenzeit passiert sein, sonst stünde er jetzt nicht auf der Brücke der Rotarran. Bis auf einen lustigen Dialog zwischen Alexander und Martok erhalten wir keinerlei Erklärung für diesen Sinneswandel, und es scheint auch Worf nicht ernsthaft zu interessieren. Das ist für die Aussage letztendlich nicht wichtig, aber schade, da „Star Trek: Deep Space Nine“ sonst wirklich gut darin ist, selbst wiederkehrenden Figuren eine nachvollziehbare Motivation zu geben.

Im Grunde fühlen sich beide betrogen

Worauf es ankommt, ist, dass Worf seinen Sohn im Stich gelassen hat. Ich nehme es ihm durchaus ab, dass er damals glaubte, das Beste für den Jungen zu tun, indem er ihn zu seinen eigenen Adoptiveltern auf die Erde schickte. Aber insgeheim war ihm immer klar, dass er ihn im Grunde nur abgeschoben hat, weil er überfordert war. Weil er nicht in sein gut sortiertes Leben hineinpasste. Vor allem aber, weil er enttäuscht war, dass Alexander nicht genauso ist wie er.

Das ist die ganze Folge hindurch greifbar, in jeder Szene zwischen den beiden. Worf fühlt sich schuldig, dass er jahrelang nicht mal einen Gedanken an seinen Sohn verschwendet hat. Alexanders Anwesenheit erinnert ihn permanent an diesen Fehler, was auch erklärt, warum er so heftig auf ihn reagiert statt ihn einfach in die Arme zu schließen. Alexander auf der anderen Seite kann gar nicht anders, als Worf nun erst recht beweisen zu wollen, dass er auch ohne ihn jemand ist. (Dass er ausgerechnet auf der Rotarran landet, ist sicher kein Zufall.)

Ziyal: „Please don’t ask me to choose between you.“
Kira: „I’m not. There’s no choice. He’s your father.“

Eine Dreiecksgeschichte der anderen Art

Ganz anderer Natur ist die Beziehung zwischen Dukat und seiner Tochter. Wie wir vorletzte Staffel in „Indiscretion“ erfahren haben, hat er Ziyal und deren Mutter eben nicht im Stich gelassen, sondern im Gegenteil versucht, ihnen ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Dukat war sogar dazu bereit, seine Karriere zu opfern, um seine halb bajoranische Tochter nicht verstecken zu müssen. Und doch ist alles so viel komplizierter, denn Dukat erwartet eben auch, dass Ziyal tut, was er verlangt, als wäre sie nur eine Verlängerung seiner selbst.

Und da kommt Kira ins Spiel. Ziyal und sie haben eine tiefe Freundschaft aufgebaut, auch bedingt durch die lange Abwesenheit Dukats. Aber so sehr Kira Ziyal auch liebt, sie hasst Dukat mindestens doppelt so sehr. Daraus hat sie nie einen Hehl gemacht, und auch wenn Ziyal immer wieder versucht, ihre Meinung zu ändern, war das nie etwas, was zwischen ihnen stand – bis jetzt. Ich denke, ein Teil von Kira wünscht sich schon, dass Ziyal sich für sie entscheidet, aber sie ist klug genug, sie gar nicht erst vor diese Wahl zu stellen.

Was Dukat selbst angeht, so kann ich mich zuweilen des Eindrucks nicht erwehren, dass er das alles als Spiel betrachtet. Dass er so von sich eingenommen ist, dass er erwartet, dass selbst seine Feinde ihn doch eigentlich lieben müssten. Das ist eine gewaltige Schwäche, dieses Bedürfnis, von allen geliebt zu werden. Vor allem, da er sich wirklich ins Zeug legt, es den Leuten gleichzeitig so schwer wie möglich zu machen.

Sons and Notes

• Sisko und Martok wetten um ein Fass Blutwein, wer zuerst wieder einen Fuß auf Deep Space Nine setzt. Klingt, als wollten sie dieses Projekt endlich ernsthaft angehen.
• Seit wann nennt Dukat Kira eigentlich Nerys? Ich schätze, das ist (ähnlich wie das Kleid) eine Grenze, die er überschritten hat, ohne ihre Erlaubnis einzuholen.
• Hat einer verstanden, warum für Alexanders Aufnahme ins Haus Martok so ein Riesenbohei mit Blut, Wein und Feuer veranstaltet wird, während Worf in „Soldiers of the Empire“ einfach den Anstecker und einen warmen Händedruck bekam?

2 ½ von 5 Bananen, die sich versehentlich selbst einschließen.

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