Star Trek: Deep Space Nine | Change of Heart (6×16)

„I look forward to walking through the jungle without a map and no idea what lies ahead.“

Dax und Worf sollen einen Informanten treffen und müssen sich dafür durch einen Dschungel kämpfen. Spoiler!

You come first – before career, before duty, before anything

Kira schickt Worf und Dax in die Badlands, um einen cardassianischen Informanten namens Lasarus zu treffen. Der aber hat Angst, dass er auffliegen könnte, und verlangt von ihnen, ihn vom Planeten Soukara abzuholen. Um von den Sensoren des Dominion nicht entdeckt zu werden, landen Worf und Dax etwa zwanzig Kilometer vom Rendezvous-Punkt entfernt und müssen sich ihren Weg durch dichten Dschungel suchen. Als sie unterwegs von Jem’Hadar angegriffen werden, wird Dax schwer verletzt. Trotz eisernem Willen kann sie irgendwann nicht mehr weiter und schickt Worf alleine zum Treffpunkt.

Ehe ist …

Eine schöne Folge, die uns einen kleinen Ausschnitt aus dem Eheleben von Worf und Dax zeigt, aber auch thematisiert, wie schnell sich die Prioritäten dadurch verschieben. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass „Change of Heart“ sehr leichtgewichtig anfängt, während die beiden liebevoll miteinander frotzeln, gegen Ende hin dann aber in echtes Drama umschlägt. Die kleine Nebenhandlung um Bashir und O’Brien, die Quark beim Tongo schlagen wollen, ist hingegen etwas fehl am Platz. Was auch deshalb schade ist, weil die Story eigentlich ganz witzig ist und die Männerfreundschaft weiter vertieft.

Dax: „So, how are you enjoying your honeymoon? Are you suffering enough?“
Worf: „Almost.“
Dax: „Is there anything I can get for you?“
Worf: „More pain, less cold.“

Pflicht oder Liebe

Die größte Schwäche der Geschichte sollten wir vielleicht gleich ansprechen: Es muss auf Deep Space Nine ein wirklich bedenklicher Personalmangel herrschen, wenn Kira ausgerechnet ein Ehepaar auf eine gemeinsame Mission schickt. Dass Sisko Worf am Ende wegen seiner Entscheidung rügt, ist richtig und wichtig (Fehlverhalten wird in „Star Trek“ ohnehin zu oft toleriert oder gar belohnt). Aber er hätte eigentlich im selben Atemzug Kira eine Klatsche erteilen müssen, weil das strategisch einfach dumm war.

Unabhängig davon ist das aber eine spannende Thematik, die wir meines Wissens so noch nie hatten. Ist ein Offizier bei „Star Trek“ verheiratet, so ist der Ehepartner meist Zivilist. Und Affären mit Untergebenen werden in der Regel auch schnell wieder beendet. Dass zwei Offiziere gleichen Ranges ein Paar sind oder sogar heiraten, ist neu und führt zu ganz neuen Konflikten. Dass es mit Dax und Worf noch dazu zwei Offiziere sind, denen ihre Pflicht in der Vergangenheit stets über alles ging, macht die Aussage umso pointierter.

Zusammen stärker

Dass man dabei auf die in „You are cordially invited“ erzählte Legende von den zwei klingonischen Herzen zurückgreift, ist im Gegenzug die größte Stärke der Folge. Es geht darum, dass sie zu zweit stärker sind, was fast zwangsläufig heißt, dass sie einander immer an erste Stelle setzen werden. Abseits seines Rangs hat auch Sisko dafür Verständnis, und ich denke, es ist auch wichtig, dass das klar gesagt wird. Die Aussage, dass die Sternenflotte nur seelenlose Roboter will, die der Pflicht zuliebe sogar ihre Liebsten sterben lassen würden, durfte so nicht stehenbleiben.

O’Brien: „I’ll buy at 30 with sales at 35.“
Bashir: „Buy at 35, sell at 150 and index the margin at ten percent.“
O’Brien: „Index the margin?“
Bashir: „Miles, give it up. This just isn’t your game.“
O’Brien: „We’ll see about that. Evade.“

Spiel des Lebens

Während sich Dax und Worf durch den Dschungel schlagen, wollen O’Brien und Bashir Quark von seinem Thron als Tongo-König stoßen. Denn der hat mittlerweile 207 Spiele in Folge gewonnen, was O’Brien als Herausforderung sieht. Das Problem: Er hat absolut kein Talent für Tongo. Ganz im Gegensatz zu Bashir, der die Spielregeln innerhalb von Minuten verinnerlicht. Doch Quark ist mit purer Strategie nicht beizukommen, denn er verwickelt Bashir in ein Gespräch über seine verlorene Liebe Dax, was den Doc völlig aus dem Konzept bringt.

Das macht viel Spaß, hat mit dem Hauptplot allerdings nichts zu tun, sieht man einmal von der Erwähnung von Dax ab. Selbst den Autoren war das offenbar klar, denn die Geschichte verläuft irgendwann bei der Hälfte der Folge im Sande. Bestenfalls könnte man sie noch als Metapher dafür sehen, dass das Herz über den Verstand siegt, aber angesichts der gänzlich anderen Tonalität ist das wirklich weit hergeholt. (Und noch einmal: Das ist bedauerlich, denn ich mag Storys über O’Brien und Bashir, und ihre Szenen hier sind wirklich amüsant.)

Change of Notes

• Wem Tongo auch wild vorkommt, der sei beruhigt: Ronald D. Moore hat in einem Interview bestätigt, dass sie niemals Regeln festgelegt und sich das alles nur en passent ausgedacht haben.
• Spoiler (zum Lesen markieren): Zu diesem Zeitpunkt waren die Vertragsverhandlungen mit Terry Farrell bereits gescheitert und somit beschlossen, dass Dax in dieser Staffel sterben wird. Farrell bat nach dem Lesen des Skripts darum, dass sie in dieser Folge getötet wird, weil das für die Charakterentwicklung von Worf interessanter gewesen wäre.

4 von 5 Bananen, die im Honeymoon leiden wollen.

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