Star Trek: Picard | Surrender (3×08)

„I am who I am. A talker. Not sleight of hand, but sleight of word. All just to distract from this feeling that I have … I’ve always been different.“

Vadic hält die Crew der Titan als Geiseln, damit Jack sich stellt. Datas und Lores Persönlichkeiten kämpfen um die Vorherrschaft. Spoiler!

Look at you, finally living up to all your potential

Vadic hat die Kontrolle über die Titan übernommen und droht damit, die Brückencrew einen nach dem anderen zu töten, wenn Jack sich nicht ergibt. Der erzählt Picard und seiner Mutter nun endlich von seiner Fähigkeit, durch andere zu sehen und ihre Körper zu lenken. Um die Kontrolle über das Schiff zurückzuerlangen, wollen sie Data nutzen, doch der muss dazu erst Lore besiegen, dessen Persönlichkeit noch immer die Oberhand hat. Um ihnen Zeit zu verschaffen, geht Jack zu Vadic und sorgt dafür, dass die Crew aus der Schusslinie kommt. Unterdessen entern Worf und Raffi die Shriek und befreien Riker und Deanna.

Wir treten auf der Stelle

Wie lange will man uns eigentlich noch hinhalten? „Surrender“ ist zwar eine spannend erzählte Folge, aber hinterher hatte ich irgendwie das Gefühl, dass sie einfach nur meine Zeit verschwendet hat. Nicht nur, dass Vadics tragische Backstory komplett nutzlos war, da man sie nun recht unzeremoniell ins All kickt, man gönnt uns noch nicht einmal, dass sie vorher das große Geheimnis um Jack lüftet. Denn nein, außer ein paar kryptischen Andeutungen sind wir genauso schlau wie zuvor.

„Look, Vadic, if at any point you want to stop talking in batshit circles, I’m all ears.“

Jack kann andere doch kontrollieren

Interessanterweise muss ich jedoch eine meiner Beobachtungen von letzter Woche korrigieren. Obwohl es in „Dominion“ wirklich so aussah, als leite Jack Sidney nur an, sagt er jetzt selbst, dass er andere Körper „bewegen“ kann. Und führt das auch gleich vor, als er Lieutenant Mura dazu bringt, auf der Brücke Picards Code einzugeben. Letzten Endes aber sind das nur Details, die keine meiner Theorien widerlegen. Sie bestätigen sie auch nicht, aber das ist genau das, was ich meinte: Die Folge schleicht gekonnt um jede konkrete Aussage herum.

Will und Deanna sprechen sich aus

Der für mich wesentlich interessantere Aspekt der Folge war die Aussprache zwischen Riker und Deanna. Ich bin übrigens immer noch unschlüssig, ob uns die Autoren an der Nase herumführen oder einfach nur fürchterlich nachlässig sind. Ich meine, es ist doch echt ein Riesenzufall, dass sie Deanna entführt haben, als sie noch gar nicht wissen konnten, dass es Riker sein würde, den sie gefangennehmen. Und viele Jahre des Reviewens haben mich misstrauisch werden lassen, wenn etwas so offensichtlich nicht zusammenpasst.

Dennoch scheinen wir davon ausgehen zu müssen, dass wir die echte Deanna vor uns haben, denn diese Aussprache ist so voller intimer Details, dass sie kein Formwandler vorspielen könnte, oder? (Oder?) Zumindest ergibt nun alles sehr viel mehr Sinn: Als ihr gemeinsamer Sohn starb, fühlte Deanna als Empathin nicht nur ihre eigene Trauer, sondern auch die ihres Mannes. Also hat sie ihre Kräfte genutzt, um seine Gefühle zu dämpfen, was nicht nur erklärt, warum damals in „Nepenthe“ alles in Ordnung zu sein schien, sondern auch, warum Riker eben erst jetzt wirklich mit der Trauerbewältigung anfängt. Für meinen Geschmack kam diese Erklärung zwar zu spät, aber immerhin kam sie.

Deanna: „Well, you should know the Changeling that came to our home pretending to be you … He was pretty charming, too.“
Will: „Really? Mm. How charming?“
Deanna: „Good in bed, bad at pizza.“
Will: „So just like me.“

Wir sind, woran wir uns erinnern

In einer interessanten Abwandlung des Paradoxons um das Schiff des Theseus kämpfen Data und Lore derweil darum, wessen Persönlichkeit die primäre in seinem neuen Körper wird. Wer die Theseus-Metapher nicht kennt: Es geht im Wesentlichen um die Frage, ob ein Gegenstand derselbe bleibt, wenn alle seine Einzelteile nach und nach ausgetauscht werden. Eine ähnliche Strategie nutzt Data, als er Lore bereitwillig alle seine Erinnerungen überlässt. Lore glaubt, dass Data sich dadurch auflöst, tatsächlich aber wird er selbst zu ihm. (Ich fand es aber gut und wichtig, dass sie deutlich machen, dass Lore nicht ausgelöscht wurde, sondern ein Teil von Datas Persönlichkeit geworden ist.)

Wie in alten Zeiten

Es gibt leider nur wenig über Worf und Raffi zu sagen, die mehr oder weniger aus dem Nichts wieder auftauchen und den Tag retten. Ich hoffe aber, die Verantwortlichen merken, wie unfassbar gut dieses Duo funktioniert. Eine Spionageserie mit den beiden fände ich jedenfalls wesentlich reizvoller als dieses komische „Section 31“-Projekt, das wohl immer noch geplant ist. Abgesehen davon war natürlich der Moment der Folge, als die ganze alte Riege zum ersten Mal wieder gemeinsam am Tisch sitzt und wie in alten Zeiten die Strategie diskutiert.

Surrendered Notes

• Ein großer Teil des Mysteriums um Jack besteht für mich übrigens mittlerweile darin, wieso Beverly keine Ahnung hat, was mit ihrem Sohn los ist, aber offenbar alle Formwandler bestens darüber Bescheid wissen.
• Will und Deanna finden Nepenthe beide doof und wollen lieber wieder in die Stadt ziehen. Ja, nee, das muss ich nicht verstehen. (Ganz andere Frage: Was ist eigentlich mit Kestra passiert, als Deanna entführt wurde?)
• Deanna spürt bei Jack eine Dunkelheit und „a voice inside him … ancient and weak“. Als ob das Ganze vorher nicht schon kryptisch genug war.
• Das nächste T-Shirt, das ich haben möchte: „One’s personal space is a right.“
• Eindeutiger Hinweis oder falsche Fährte? Die nächste Folge heißt „Vox“, was sicher nicht nur mich sofort an „Locutus“ denken lässt.

2 ½ von 5 gefrorenen Bananen, die in tausend Stücke zerspringen.

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